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Gamebuino META. Meine tägliche Dosis „Retro“.

Ende letzten Jahres stolperte ich beim Stöbern in der Kickstarter-App zufällig über Aurélien Rodots Education-Projekt „Gamebuino META“. Der findige Franzose hat mit seinem jungen Team eine Arduino-basierte Spiele-Konsole für die Hosentasche entwickelt, die $menschen für (Spiele-)Programmierung in C/C++ begeistern soll.

Neu ist diese Idee nicht, denn der „ArduBoy“ hat bereits eine erfolgreiche Runde durch die Entwicklergemeinde gemacht. „Gamebuino META“ ist auch nicht Rodots erstes Projekt, sondern die konsequente Weiterentwicklung des Vorgängers „Gamebuino“. Dieser erfreut sich bereits seit längerem einer breiten Community, die unter https://gamebuino.com einen regen Austausch von Know-how betreibt.
Schlägt das Vorgängermodell noch mit lediglich 49,00 € zu Buche, muss man für das aktuelle Modell „Gamebuino META“ bereits 99,00 € berappen. In Anbetracht der verbauten, vergleichsweise eher schwachbrüstigen Technik ein zugegebenermaßen stolzer Preis, der längst nicht jedem Budget gerecht werden wird.

Ein Blick auf das Objekt der Begierde:

Gamebuino MEGA

Gamebuino MEGA mit Development-Backpack und Transportsäckchen. (Nicht im Bild: USB-Kabel und Adapter USB -> MicroSD gehören auch zum Lieferumfang!)

Der französische Spielezwerg ist äußerlich recht ansehnlich und kommt in einem transparenten Kunstoffgehäuse daher, das aus recycletem Autoscheinwerferglas gefertigt wurde. Das ist löblich und macht qualitativ trotzdem einen robusten und wertigen Eindruck. Mit einer gelaserten, aufklebbaren Holzblende, deren getestete Haltbarkeit der Hersteller hervorhebt, lässt sich dem Winzling ein wirklich edler Look verpassen. Dass bei der Produktgestaltung besonderes Augenmerk auf Nachhaltigkeit gelegt wurde, zeichnet sich zudem auch in der ausschließlichen Verwendung von Pappe als Verpackungsmaterial ab. Ein Stoffsäckchen reicht als Transportschutz allemal.

Im technischen Zentrum verrichtet ein ATSAMD21, 32bit ARM Cortex M0+ mit 256KB Flash Memory und 32KB RAM seinen Dienst. Das entspricht einem Arduino Zero, der etwas schneller ist als der Arduino Uno. Geschickte ProgrammiererInnen sollten damit sogar kleinere 3D-Spiele entwickeln können, trotzdem wird man in diesem Bereich nicht über den Spaßfaktor einer Fingerübung hinaus gelangen.

Ein kontrastreiches, hintergrundbeleuchtetes LCD-Display mit einer Bildschirmdiagonalen von 1,8 Zoll bietet mit einer Auflösung von 80*64px bis 160*128px die limitierte Spielwiese für selbstgeschriebene Programme, die auf der mitgelieferten und mit 8GB ausreichend groß bemessenen microSD-Card gespeichert werden können.

Sound gibt es über den eingebauten Speaker, der ausgehend von einem 10bit DAC angemessen von einem Class D Audio Amp getrieben wird. Zur Schonung der Mitmenschen kommt der Gamebuino mit einem Kopfhörerausgang für 3,5mm Klinke daher. Einen Lautstärkeregler fehlt allerdings; die Regulierung erfolgt über das interne System-Menü.

Für Spielekonsolen eher selten: Auf der Rückseite des Gerätes befinden sich rechts und links jeweils 4 RGB LEDs, die eine interessante Möglichkeit bieten, dem Benutzer optisches Feedback im Spielverlauf geben zu können. Die Helligkeit der LEDs ist ebenfalls im System-Menü einstellbar. Übermäßige Nutzung von allzu viel Blinkibunti könnte dann aber doch belastend auf die ansonsten satten 16 Stunden Dauerspaß wirken, die der 900mAh LiPo-Akku bietet.

Programmiert werden kann die Konsoleüber die Arduino IDE unter Verwendung einer bereits umfangreichen Bibliothek nebst Online-Referenz. Die Einbindung des Gamebuinos im Boardmanager geht gewohnt locker von der Hand, auch wenn das Tutorial dazu für Einsteiger in der ersten Version sicherlich noch etwas verwirrend war.
Auch die Workshops auf der Gamebuino-Webseite sind, Stand Mai 2018, noch etwas buggy und könnten blutige Anfänger zuweilen in den Wahnsinn treiben. Erfahrenere Programmierer sollten den Fehlern aber beim ersten Blick auf die Spur kommen.
Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass diverse kleinere Unstimmigkeiten auf der Webseite zeitnah vom sehr kommunikativen Gamebuino-Team aufgelöst werden. Bei jeglicher Art von Fragen kann man über das Chat-PlugIn der Webseite auch direkt mit dem Support (auch mit dem Entwickler Aurélien Rodot selbst) in Kontakt treten. Einen IRC-Chanel sucht man indes vergebens, dafür existiert eine (wirklich aktive)  Discord-Gruppe.

Lobend erwähnen muss ich das Service-Verhalten des Herstellers. Trotz intensiver Qualitätskontrolle und einer angesagten Rücklaufquote von unter einem Prozent hatte sich in meinem Gerät wohl ein maroder Power-Switch eingeschlichen, der bereits nach kurzem Einsatz in seine Einzelteile zerfiel. Der Umtausch verlief bereitwillig in absolut freundlichem Tenor ebenso zuverlässig wie schnell. Chapeau – das ist heutzutage alles Andere als selbstverständlich! Und wie bereits gesagt: Der Gamebuino macht insgesamt einen sehr hochwertigen Eindruck und zeigt nach etlichen Wochen im Einsatz als robuster Begleiter.

Fazit:

Wer den relativ hohen Preis nicht scheut und von einem Gamebuino META nicht die hervorragenden Eigenschaften einer zeitgemäßen Spielekonsole erwartet, bekommt mit dem Gamebuino ein spannendes Entwicklungstool in die Hand, das einen wirklich unterhaltsamen Einstieg in die C/C++- und Spiele-Programmierung bieten kann. Langfristiger Spaß für einen retro-verliebten Althacker wie mich und spielerischer Lernanreiz für meinen nerdigen Junior sind dabei garantiert. Und ganz ehrlich: Das geliebte „Space Invaders“ meiner Jugend auf einen Arduino zu portieren, ist auch für einen alten Hasen ein riesiger Spaß! Zukünftig wird sicher noch der eine oder andere Source Code seinen Weg in dieses Blog finden.

rpn

Nerd, Maker, FabLaber, Chaos Computer Mensch, schreibfauler Gelegenheitsblogger

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